Köln, 25. November 2019. Einen Zwischenstand der Machbarkeitsstudie zum Ausbau der Oberbergischen Bahn (RB 25) haben die vom Nahverkehr Rheinland (NVR) beauftragten Gutachter heute den Mitgliedern des „Bündnisses Oberbergische Bahn“ vorgestellt. Die Strecke soll im Rahmen des Projektbündels Knoten Köln elektrifiziert, die RB 25 zur S-Bahn ausgebaut werden. Die neue S 15 wird dann nicht mehr am Kölner Hansaring enden, sondern über die geplante Westspange nach Hürth-Kalscheuren, Euskirchen bis nach Kall in der Eifel fahren.
Die Gutachter haben verschiedene Varianten untersucht. Sie kommen im Zwischenfazit zu dem Ergebnis, dass der S-Bahn-Ausbau von Köln bis Marienheide sinnvoll ist. Die Elektrifizierung der Strecke mit Schaffung eines 20-Minuten-Taktes würde neben der Verdichtung von zwei auf drei Fahrten pro Stunde einen Reisezeitgewinn von bis zu zehn Prozent und somit eine deutliche Angebotsverbesserung bedeuten, so die Verkehrsplaner. Die Kosten, so schätzen die Gutachter, lägen für diesen Planfall für Ausbau und Elektrifizierung bei rund 330 Millionen Euro.
So arbeiten die Gutachter weiter
Nach der Untersuchung der technischen und verkehrlichen Machbarkeit eruieren die Gutachter im nächsten Schritt die Förderwürdigkeit der Ausbaupläne. Nur dann, wenn der Nutzen-Kosten-Faktor größer ist als 1,0, können Fördergelder fließen. Um den Wert zu bestimmen, beleuchten die Verkehrsplaner die Investitions- sowie die Betriebskosten und setzen sie in Relation zum Nutzen. Untersucht wird der Nutzen-Kosten-Faktor für zwei Varianten: Den geschilderten S-Bahn-Ausbau bis nach Marienheide und den Ausbau bis nach Gummersbach (geschätzte Kosten: 307 Millionen Euro). Eine weitere Reisezeitverkürzung ließe sich nur erreichen, wenn die Gleisstrecke einen völlig neuen Verlauf bekäme. Diese ebenfalls untersuchte Variante hat mit Kosten in Höhe von rund 970 Millionen Euro aber keine realistische Aussicht, einen Nachweis über die Förderwürdigkeit zu erhalten.
„Wir freuen uns, dass die Planungen für den dringend benötigten Ausbau der RB 25 mit der jetzt erfolgten Präsentation der Zwischenergebnisse voranschreiten“, betont Jochen Hagt, Landrat des Oberbergischen Kreises. „Die neue S 15 wird einen nachhaltigen und durchschlagenden positiven Impuls für die Region bringen.“
Stephan Santelmann, Verbandsvorsteher des NVR und Landrat des Rheinisch-Bergischen Kreises, ergänzt: „Die Region steht angesichts des Strukturwandels und der weiter wachsenden Bevölkerungszahlen vor großen Herausforderungen. Dass wir – wie beim geplanten Ausbau der RB 25 – auch die Wohngebiete rund um Köln gut an die Zentren anbinden, ist ein wichtiger Schritt zur Bewältigung dieser Herausforderungen. Sie kann zu einer erheblichen Entlastung der Verkehrssituation im Rheinisch-Bergischen und Oberbergischen Kreis beitragen – wenn Angebotsqualität und Zuverlässigkeit stimmen.“
„Beim Ausbau müssen wir weiter richtig Gas geben und tun das auch. Nun sollten wir parteiübergreifend in Düsseldorf und Berlin das Projekt vorantreiben“, betont NVR-Geschäftsführer Dr. Norbert Reinkober und verspricht: „Gemeinsam mit den Akteuren in der Region werden wir als Nahverkehr Rheinland die Oberbergische Bahn zu einer leistungsfähigen S-Bahn ausbauen.“
Hintergrund: Oberbergische Bahn ist wichtig für den Pendlerverkehr
Auf der Linie RB 25 kommt es bisher immer wieder zu erheblichen Beeinträchtigungen. Die Unregelmäßigkeiten sind größtenteils auf unzureichende Infrastruktur zurückzuführen: Die Strecke ist über eine Länge von 65 Kilometern eingleisig angelegt und damit sehr verspätungsanfällig. Dabei ist die Oberbergische Bahn wichtig für den starken Pendlerverkehr und stellt für etliche Städte und Gemeinden die einzige Eisenbahnverbindung nach Köln dar. Im September 2017 haben der Oberbergische, der Rheinisch-Bergische und der Rhein-Sieg-Kreis, die Kommunen Köln, Gummersbach, Overath, Rösrath, Engelskirchen, Lohmar und Marienheide, die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Köln, die Deutsche Bahn (DB) sowie der NVR das „Bündnis Oberbergische Bahn“ als Partnerschaft für einen leistungsstarken Schienenpersonennahverkehr auf der Strecke gegründet. An der Machbarkeitsstudie, die der NVR stellvertretend für das Bündnis in Auftrag gegeben hat, ist zudem der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) beteiligt.
Erste Verbesserungen wurden bereits mit Erfolg umgesetzt
Die Deutsche Bahn hat schon einiges unternommen, um Leistungsstärke und Qualität der RB 25 zu erhöhen. So wurde etwa der Bahnhof Meinerzhagen reaktiviert und mit dem Lückenschluss Meinerzhagen – Brügge die Strecke bis nach Lüdenscheid in Betrieb genommen. Alle zwei Stunden können Reisende jetzt zwischen Köln und dem Sauerland pendeln. Parallel wurde der 30-Minuten-Takt ab Köln bis 21 Uhr verlängert, ein neues Spätverkehrsangebot am Wochenende (1.24 Uhr ab Köln) ins Oberbergische installiert. Dank der durchgeführten Maßnahmen fahren täglich fast 60 Züge auf der Strecke zwischen Köln und Gummersbach, bis nach Overath sogar mehr als 70. Der Bahnhof Gummersbach-Dieringhausen wurde zweigleisig ausgebaut. Als nächstes soll in Engelskirchen-Ehreshoven eine neue Kreuzungsstelle entstehen. Ab dem anstehenden Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2019 sorgt eine zusätzliche Spätfahrt für eine Verlängerung des 30-Minuten-Takts bis 23 Uhr (Abfahrt Köln Hansaring 22:51 Uhr). Außerdem werden drei Fahrten am Nachmittag von Engelskirchen bis Gummersbach verlängert. An den Wochenenden wird der bislang zwischen Köln und Overath bestehende 30-Minuten-Takt der RB 25 bis nach Engelskirchen verlängert. Nach dem Abschluss der Bauarbeiten zwischen Meinerzhagen und Brügge wird es einen Stundentakt bis Lüdenscheid geben. Bisher bestand auf dem Abschnitt zwischen Meinerzhagen und Lüdenscheid ein Zweistundentakt.
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